Wenn es stressig ist, lass dir Zeit!

Ein Bauarbeiter trinkt aus einer Wasserflasche
20. Juni 2022

Unter Fitnesstrainern ist es ein geflügeltes Wort, dass der Körper in der Küche geformt wird. Aber in der Küche – und damit mit unserer Ernährung – wird vor allem auch unsere Gesundheit ganz unmittelbar beeinflusst. Um also eine umfassende und nachhaltige Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz zu gewährleisten, ist nicht nur die korrekte Bewegung, sondern auch die richtige Ernährung ganz entscheidend.


Natürlich gilt es zu beachten, dass bei schwerer körperlicher Arbeit der Energiebedarf deutlich höher ist, als bei einer sitzenden Tätigkeit im Büro. Aber auch wenn die Kalorienzufuhr deutlich großzügiger gestaltet sein kann, darf dabei nicht auf die Ausgewogenheit in der Zusammenstellung vergessen werden. Auch die Aufteilung in kleinere Portionen erleichtert dem Körper die Verdauung und damit die Nährstoffaufnahme. Konkret kann für einen allgemeinen Richtwert die Formel „5/24-2/7“ definiert werden: fünf Portionen vorwiegend Obst und Gemüse pro Tag und maximal zwei Mal in der Woche Fleisch. Das bedeutet, wir müssen uns Alternativen für die schon zum Klischee gewordene Wurstsemmel überlegen.

Allerdings gibt es auf den wenigsten Baustellen die Möglichkeit, selbst zu kochen. Auch werden sich nicht immer Restaurants oder Supermärkte in der Nähe befinden (von den zeitlich limitierten Ressourcen einmal ganz abgesehen). Gesunde Ernährung auf der Baustelle bedarf also einer guten Vorbereitung. Und hier gibt es wieder ein paar Beispiele, die wir empfehlen können: Vollkorn- statt Weißbrot, Käse statt Leberkäse und sehr viel frisches Obst und Gemüse. Auch Nüsse sind gesund, nahrhaft und zudem sehr einfach zu transportieren. Hart gekochte Eier und eine Gurke dazu ergeben eine vollwertige Mahlzeit. Oder auch Hummus auf einem Vollkornbrot und eine Tomate dazu lassen sich nicht nur einfach transportieren, diese vitale Jause liegt nicht schwer im Magen und verursacht damit auch ganz sicher kein klassisches „Mittagstief“.

Besonders wichtig im Zusammenhang mit der gesunden Ernährung ist natürlich auch die Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit. Der durchschnittliche Körper eines Erwachsenen benötigt in etwa 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag. Bei schwerer körperlicher Arbeit und bei höherer Umgebungstemperatur steigt der tägliche Wasserbedarf enorm. So kann diese Mindestmenge an heißen Sommertagen durchaus auf den vierfachen Wert, also auf sechs Liter Wasser als Mindestmenge an einem Tag ansteigen! Und ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang auch noch, dass jemand, der viel schwitzt, auf eine ausreichende Salzzufuhr achten muss. Auf Alkohol sollte in jedem Fall verzichtet werden. Nicht nur dass alkoholische Getränke eine unzureichende durstlöschende Wirkung haben, sie führen auch zu Müdigkeit und damit zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwankungen und erhöhen deshalb auch die Unfallgefahr. Zudem wird beim Abbau von Alkohol dem Körper Wasser entzogen! Alkohol hat also eine mehrfach negative Wirkung.

Auch gesüßte alkoholfreie Getränke sind nicht optimal, da sie zu einer kurzfristig starken Erhöhung des Blutzuckers führen. Dies wiederum erwirkt eine sehr hohe Insulinausschüttung. Und das hat zur Folge, dass die Fettverbrennung für einige Stunden gehemmt ist und gleichzeitig ein unmittelbar auf dieses Hoch ein „Zuckertief“ folgt, das sich in Müdigkeit und Heißhunger äußert.
Ideal sind also ungesüßte Tees oder klares Wasser – konkret also kalorien- und koffeinfreie Flüssigkeiten. Wem das zu „fad“ schmeckt, der kann sein Getränk mit Minzblättern, Zitronen oder Früchten aromatisieren.

Mit der richtigen Ernährung wird also der Grundstein für die Gesundheit gelegt. Darauf aufbauend ist es aber wichtig, dass insgesamt auf die richtige Bewegung geachtet wird. So macht es nicht nur bei körperlicher Arbeit, sondern selbstverständlich auch bei vorwiegend sitzender Tätigkeit Sinn, in den Pausen ein kurzes aber wirksames Bewegungsprogramm zu absolvieren. Eine dafür ausgezeichnete Methode ist das Ganzkörpertraining „Pilates“. Tiefliegende Muskulatur wird gestärkt und die Beweglichkeit insgesamt verbessert. Dafür bietet dieses Trainingsprogramm eine Vielzahl kurzer aber durchaus intensiver Übungen, um bestimmte Bewegungsabläufe effektiver ausführen zu können. Und wie bei der Ernährung profitiert man nicht nur im Arbeitsalltag, sondern auch in der Freizeit von diesen Maßnahmen. Denn mit „Pilates“ kann nicht nur Bewegungsmangel ausgeglichen werden, sondern den Folgen von Fehlhaltungen oder Überlastungen kann aktiv entgegengewirkt werden. Wer also eine anstrengende Tätigkeit für einen kurzen Moment unterbricht, um diese Mikrotrainingseinheiten auszuführen, wird massiven körperlichen Beschwerden entscheidend entgegenwirken. Dabei fokussiert man auf die eigene Körperwahrnehmung, konzentriert sich auf die Atmung, übt sich in Achtsamkeit und führt ganz gezielt fließende und präzise Bewegungen aus, um Gelenke zu schonen, Bänder zu entlasten und den gesamten Körper zu stärken.

Zudem wird diese kurze Unterbrechung eine ganz enorme entlastende und stressreduzierende Wirkung zeigen. Ganz nach dem Motto: Wenn es stressig ist, nimm dir Zeit. „Denn Stress verursacht längerfristig nicht nur psychische, sondern auch körperliche Erkrankungen und Beschwerden“, erläutert Arbeitsmediziner Dr. Gilbert Engin-Deniz von der AUVA. Darum empfiehlt der Mediziner eine Evaluierung des Arbeitsplatzes nach gesundheitsrelevanten Problemfeldern, um aus dieser Analyse geeignete Maßnahmen zur Risikominimierung abzuleiten. „Für eine betriebliche Gesundheitsförderung ist eine gute Arbeitsorganisation das zentrale Fundament“, weiß Engin-Deniz aus Erfahrung, „denn nur gut organisierte Unternehmen können individuelle Persönlichkeitsfaktoren angemessen berücksichtigen und so individuell angebrachte Maßnahmen für die Resilienz der Mitarbeiter setzen.“ Unternehmer, denen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter am Herzen liegt, werden also nicht nur Arbeitsmediziner zur Evaluierung zu Rate ziehen, sie werden auch Ernährungsberater und Bewegungstrainer ins Unternehmen holen. Diese Investition zahlt sich für alle aus. Denn damit werden nicht nur die Mitarbeiter gesünder, sondern auch insgesamt leistungsfähiger sein.