Bodenversiegelung im Garten

Bodenversiegelung im Garten
15. März 2022

Der fruchtbare Boden unter unseren Füßen ist die Grundlage für das Leben auf der Erde. Er ist Umschlagplatz für alles was dafür gebraucht wird: Wasser, Gase und Nährstoffe können von ihm aufgenommen und wieder abgegeben werden. Er ermöglicht das Wachstum höherer Pflanzen. Sie sind gewichtsmäßig die dominante Lebensform auf der Erde und bereichern auch im urbanen Raum unser Dasein.


Wachsende Bodenversiegelung in anthropogenen Räumen schränkt die natürliche Bodenfunktion massiv ein. Kann Wasser nicht aufgenommen und gespeichert werden, bringt das zur einen Zeit Überschwemmungen, zur anderen Trockenheit mit sich. Um dem gewachsen zu sein, entwickelte der Mensch zahlreiche aufwändige technische Lösungen, die aber nicht immer nötig sind. Dieser Artikel soll zeigen, wie ein durchdachtes Gartendesign auf natürliche Weise die Funktionen des Ökosystems Garten erhalten kann.

Begrünte Dachflächen sind eine großartige Möglichkeit für mehr Nachhaltigkeit im Bau, doch auch bei bestehenden Gebäuden kann das in den Dachrinnen gesammelte Niederschlagswasser dem Garten zur Verfügung gestellt werden. Entweder es wird als Gießwasser genutzt oder ein Teich wird mit Regenwasser gespeist, sodass der Wasserspiegel je nach Wetter schwankt. Bei Hitze verdunstet das Wasser, wodurch ein angenehm kühles Mikroklima entsteht. Der gesunkene Wasserspiegel wird beim nächsten Regen aufgefüllt. Ein Überlauf entwässert bei Starkregenereignissen in den Kanal oder besser noch in eine angrenzende Wiesenfläche oder Sickerzone. So wird die Kanalisation entlastet und lokale Wasserkreisläufe werden aufrechterhalten.

Auch bei der Gestaltung von Wegen muss der Boden nicht versiegelt werden. Bei Pflasterungen kann über etwas breitere Fugen Regenwasser aufgenommen werden. In der Natur gilt allerdings: Wo Raum zum Wachsen ist, wird früher oder später ein Same hinfallen, der eine Pflanze hervorbringt, die für diese Nische perfekt angepasst ist. Für ein naturnahes Erscheinungsbild, ohne aufwändigem Jäten oder Herbizideinsatz kann man trittverträgliche Pflanzen die Fugen bewachsen lassen. Diese haben gemeinsam, dass sie meist niederwüchsig und konkurrenzschwach sind. An sonnigen Standorten erscheinen teils sehr dekorative Sukkulenten, wie der Gemüse-Portulak (Portulaca oleracea) oder Arten der Mauerpfeffer und Fetthennen (Sedum spp.) auf natürliche Weise. Im Schatten und in niederschlagsreichen Gegenden zaubern Moose mit saftigem Grün einen mystischen Eindruck aufs Pflaster. Neben diesen attraktiven Vertretern werden sich wahrscheinlich auch Arten ansiedeln, die nicht jedes Menschen Ästhetik entsprechen. Das Einjährige Rispengras (Poa annua), der Breit-Wegerich (Plantago major) und viele weitere Pflanzen sind auch gut an diesen Lebensraum adaptiert.

Mit im Handel erhältlichen Fugen-Saatgut-Mischungen kann ein bewusster Impuls gesetzt werden. Diese Mischungen enthalten meist Pflanzen, die eine schöne Blüte aufs Pflaster zaubern. Thymian Arten (Thymus spp.), Mauerpfeffer und Fetthennen (Sedum spp.), Pfriemen-Mastkraut (Sagina subulata), Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna), Gänseblümchen (Bellis perennis), Feld-Steinquendel (Acinos arvensis), Kopfnelke (Petrorhagia saxifraga), sowie Habichtskraut Arten (Hieracium spp.), sind enthalten. Auch das Kahl-Bruchkraut (Herniaria glabra) ist gut geeignet.

Die Samenmischungen werden mit Sand gestreckt, ausgesät, in die Fugen eingekehrt und bis zum Aufgang gelegentlich bewässert. Nachdem sie einen geschlossenen Bestand in den Fugen bilden, siedeln sich unerwünschte Pflanzen nicht mehr so leicht an. Bei der Gartengestaltung sollte nicht nur zweidimensional gedacht werden. Baumkronen über den Köpfen sowie Stauden spenden Schatten und können Starkregen oder Hagel abdämpfen. Deren Wurzelwerk, welches sich in etwa über denselben Radius wie die Krone ausdehnt, nimmt das Wasser auch auf. Nehmen Sie sich bei der Gartengestaltung die Vorgänge der Natur zum Vorbild – und Sie werden nicht nur weniger Arbeit und Energie in die Pflege stecken müssen, Sie tun auch allem Leben in Ihrem Umfeld etwas Gutes.