Eleganter Flieger mit ernsten Problemen
10. März 2022
Mit der Mehlschwalbe (Delichon urbicum) kürt die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich einen typischen Bewohner unserer Dörfer und Städte zum Vogel des Jahres 2022. Dies auch, um auf das drohende Aussterben dieses besonderen Vogels aufmerksam zu machen.
„Die Mehlschwalbe gehört zum typischen Bild und auch zur Geräuschkulisse unserer Dörfer und Städte“, so Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich, „doch inzwischen bauen nur noch halb so viele Paare ihre viertelkugelförmigen Lehmnester kunstvoll unter Vorsprüngen unserer Gebäude!“ Verantwortlich dafür sind wir Menschen: Die Zerstörung des Lebensraumes und das knapper werdende Nahrungsangebot führten bei der Mehlschwalbe innerhalb der letzten 20 Jahre zu einer Bestandshalbierung.
Menschenverursachter Schwalbenschwund
Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden, das absichtliche Entfernen der geschützten Nester oder das bewusste Verhindern des Nestneubaus erschwert das Überleben der Schwalben in den Siedlungen. Im Offenland bietet die intensivierte Landwirtschaft mit ihren Monokulturen, der Rückgang der Weidewirtschaft, der Einsatz von Pestiziden sowie der immense Rückgang fliegender Insekten ebenso schlechte Überlebensvoraussetzungen. Durch die fortschreitende Versiegelung der Böden finden Schwalben weder Pfützen noch Lehm für ihren Nestbau vor.
„Heutzutage ist es schon fast eine Besonderheit, wenn man Schwalben als Mitbewohner beherbergen darf“, weiß der Experte und erinnert: „Schwalben gelten seit jeher als Glücksbringer!“ Aus diesem Grund haben unsere Vorfahren Abflug und Ankunft der Schwalben genau beobachtet und viel dafür getan, dass sie in ihren Ställen und Häusern einziehen konnten. „Umso trauriger ist es, dass sie heutzutage eher als Quelle der Verschmutzung denn als Quelle der Freude angesehen werden“, ist Wichmann enttäuscht. Dabei kann man sich vor den ungewünschten Hinterlassenschaften der Schwalben ganz leicht durch Kotbrettchen schützen. Wer nicht tatenlos zusehen will, dass die Mehlschwalben verschwinden, kann Lehmpfützen anlegen, Kunstnester anbringen sowie seinen Garten pestizidfrei und insektenfreundlich gestalten.