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„Fundierte Ausbildung macht sich immer bezahlt”

Auch in der grünen Branche ist der Fachkräftemangel für alle spürbar und qualifizierte Mitarbeiter sind nach wie vor schwer zu finden. Besonders die Ausbildung gewinnt in diesem Zusammenhang an Bedeutung. Umso wichtiger ist es, junge Menschen für den vielseitigen und zukunftsorientierten Beruf zu begeistern und ihnen attraktive Ausbildungsbedingungen zu bieten. Darum haben wir mit Wolfgang Zauner, einem auf dem Mitarbeitermarkt überaus erfolgreichen Unternehmer über sein Erfolgsgeheimnis gesprochen.

Bitte stell uns dein Unternehmen kurz vor.

Mein Bruder und ich haben vor 25 Jahren das Unternehmen gemeinsam gegründet, wobei Hans mittlerweile kurz vor der Pension steht. Schon zum Start hatten wir acht Mitarbeiter. Mittlerweile umfasst unser Stammpersonal rund 30 Personen, während der Saison sind wir gut 40 im Team. Unser Schwerpunkt liegt auf Privatgärten sowie auf Grünanlagen für Hotels.

Was waren entscheidende Meilensteine in eurem Unternehmen?

Dazu zählen auf jeden Fall die Lehrlinge und die Meisterschaften, an denen wir beteiligt waren. Denn für uns war von Anfang an die Ausbildung von Mitarbeitern ein zentrales Thema. Wir nehmen jedes Jahr ein bis drei Lehrlinge auf und bilden sie intensiv bei uns im Haus aus. Umso bedeutender ist natürlich auch die Teilnahme an verschiedenen Meisterschaften. Entsprechend waren die Erfolge bei Staats-, Europa- und Weltmeisterschaften echte Meilensteine, schließlich waren wir immer unter den ersten Drei! In diesem Zusammenhang haben wir das Staatswappen verliehen bekommen und haben für unsere Ausbildung verschiedene Auszeichnungen bekommen. Selbstverständlich sind auch die verschiedenen Wachstumsschritte des Unternehmens Höhepunkte. Und jedes Mal, wenn wir einen Kunden für die Natur richtiggehend begeistern können, dann ist das für mich ein Meilenstein.

Was ist dir in Bezug auf deine Mitarbeiter besonders wichtig?

Für mich ist entscheidend, dass alle Freude an der Arbeit haben. Natürlich kann jeder einmal einen Tag haben, wo er nicht so gut gelaunt ist. Darum geht es nicht. Mir ist ganz einfach wichtig, dass sich alle wohlfühlen und gerne zur Arbeit kommen. Ich denke, da haben wir uns mittlerweile auch einen sehr guten Ruf in der Region aufgebaut. Erst kürzlich hat mich ein Kunde angerufen, der selbst Unternehmer ist und rund 300 Mitarbeiter hat. Der war vom Teamgeist so begeistert, nicht nur weil alle einen richtigen Spaß hatten bei der Arbeit, sondern dabei exakt und genau waren, die Lehrlinge eingebunden waren – alles was für uns selbstverständlich ist. Der wollte unbedingt, dass ich mit seiner Personalabteilung spreche …

Ist dieser Ruf der Grund dafür, dass ihr immer genügend Mitarbeiter und jedes Jahr Lehrlinge findet?

Das spielt sicher eine wichtige Rolle. Aber diesen Ruf haben wir uns von Anfang an erarbeitet. So veranstalten wir jedes Jahr Informationsveranstaltungen für Schüler und Schülerinnen. Vergangenen September kamen an einem Lehrlingstag 120 Schüler aus den Schulen der umliegenden Bezirke. Da ist nicht jeder interessiert! Aber es bleiben immer genug übrig, die sich bewerben oder Schnuppertage machen. An drei Schnuppertagen kommt jeder zu drei verschiedenen Vorarbeitern, die nach einem standardisierten Verfahren die Bewerber bewerten. Ich mache in gleicher Weise meine Einschätzungen und wir entscheiden dann im Team, wen wir aufnehmen wollen.

Was bietet ihr an einem Lehrlingstag, dass ihr damit so großen Anklang findet?

Dahinter steht eine ganzheitliche Idee. Unsere Lehrlinge müssen jedes Jahr eine hausinterne Prüfung ablegen. Konkret geben wir jedes Jahr ein Thema vor. Auf unserem Firmengelände gibt es vier Bereiche, die die Lehrlinge, einer aus dem letzten und einer im ersten Lehrjahr, in Zweierteams zu diesem Thema gestalten und in zwei Tagen einen Minigarten bauen müssen. Letztes Jahr war beispielsweise das Thema „Barfuß durch den Garten“. Natürlich dürfen die Lehrlinge uns allen Fragen stellen. Wir diskutieren mit ihnen über Materialien, Gestaltungsideen und so weiter. Aber die Ausführung ist von der Planung bis zur Umsetzung ihr eigenes Werk und wie eine Prüfung angelegt. Und genau diese Umsetzung erfolgt am Lehrlingstag und das interessiert die Schüler enorm. Darüber hinaus gibt es viele verschiedene Fachvorträge, von der Lehrlingsausbildung allgemein bis zu spezifischen Gartenthemen. Die Schüler dürfen uns in jeder Abteilung über die Schulter schauen. Selbstverständlich bieten wir an diesem Tag einen gewissen Spaßfaktor, wenn die Schüler mit einem Bagger oder Lader ein Stück fahren dürfen oder in einem Schubkarrenparcours ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen können.

Welcher Aufwand ist damit verbunden?

 Rein finanziell bedeutet alleine dieser Tag in Summe eine Investition von rund 10.000 Euro, die internen Kosten nicht mitgerechnet. Damit ist es natürlich nicht getan. Schon alleine weil nicht alle Schulen am selben Tag Zeit haben. Manche kommen extra, zu anderen fahre ich gemeinsam mit Lehrlingen und halte Vorträge vor Ort. Das hört sich nach deutlich mehr Einsatz an, als es für dein Unternehmen alleine unmittelbar notwendig wäre … Das ist ganz sicher so. Aber dafür sind wir auch in der guten Position, dass wir uns unsere Lehrlinge aussuchen können. Ich hab da auch überhaupt kein Problem damit, wenn sich durch unsere Aktivitäten Lehrlinge bei anderen Unternehmen bewerben. Im Gegenteil! Ich freue mich über jeden, der in unserer Branche arbeiten will. Im Übrigen ist dieses „Mehr an Einsatz“ bei jedem Lehrbetrieb der Fall. Darum bin ich ja auch der Meinung, dass Lehrbetriebe für ihre Ausbildungstätigkeit – die ja letztlich auch für die ganze Branche erfolgt – in irgendeiner Weise entlastet werden sollten.

Bekommen deine Mitarbeiter besondere Benefits?

Wieder ist das Gesamtpaket wichtig. Und da gibt es natürlich auch bestimmte Benefits. Denn eines ist schon klar: Die Firma hab nicht ich alleine aufgebaut, sondern wir alle gemeinsam, jeder nach seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Darum feiern wir Erfolge auch gemeinsam. So waren wir heuer das gesamte Team auf einer fünftägigen Bildungsreise in der Toskana. Das war ein echtes Highlight, das es auch nicht jedes Jahr geben kann. Mir ist aber wichtig, dass jeder für seinen Beitrag gewürdigt wird und eine angemessene Wertschätzung erfährt. Im Gegenzug ist jeder einzelne bereit, wenn es wirklich sein muss, auch über längere Zeit Überstunden zu machen. Ich bin davon überzeugt, dass alles Gute, das man tut, auch wieder zu einem zurückkommt.

Du sagst, dass ihr euch die Lehrlinge aussuchen könnt. Nach welchen Kriterien entscheidest du?

 Ganz wichtig ist für uns, ob jemand ins Team passt. Dann interessiert mich, ob jemand offen ist für Neues. Denn jeder Lehrling muss bei uns auch Praktika im Ausland machen. Wir haben Partner in Südtirol und Deutschland. Wir tauschen die Lehrlinge wechselseitig aus, damit sie ihren beruflichen Horizont erweitern können. Parallel dazu haben wir zwei Mal im Jahr gezielt für die Lehrlinge Vortragende bei uns im Haus, die von Teambuilding-Schwerpunkten bis hin zu Finanzthemen verschiedene Themen aufbereiten.

Wie gehst du generell mit Fragen der Weiterbildung um?

Das ist für mich sehr entscheidend. Auch in unserer Branche muss man sich immer weiterentwickeln. Wenn ein Mitarbeiter mit einer konkreten Bildungsmaßnahme kommt, dann gehe ich sehr großzügig damit um. Wenn ein Kurs gut zu uns oder unserem Beruf passt, dann stehe ich da voll und ganz dahinter. Beispielsweise ist einer unserer Planer mittlerweile das zweite Semester in Schweden. Wir entscheiden das gemeinsam und kompensieren die fehlende Arbeitskraft im Team.

Was ist deiner Meinung nach das wichtigste Führungsinstrument?

 Für mich sind strukturierte Mitarbeitergespräche mit jährlich festgelegten Zielen bedeutend – und zwar je nach Mitarbeiter mit persönlichen und/oder das Unternehmen betreffende Ziele. Im Alltag ist mir wichtig, dass ich da bin, dass ich erreichbar bin. Wenn die Teams von den Baustellen heimkommen, dann bin ich auf dem Platz unten. Ich berede mit ihnen, was gelungen ist, ob es Schwierigkeiten gab – ich will ganz einfach ein offenes Ohr haben für meine Mitarbeiter. Und ich will sie dabei unterstützen, dass sie selbst Verantwortung übernehmen können. Das schätzen alle im Team und gleichzeitig entlastet es mich als Geschäftsführer.

Sind Mitarbeiter mit Migrationshintergrund eine konkrete Zielgruppe für dich?

 2015 haben wir nach intensiven Gesprächen im Team gemeinsam beschlossen, dass wir ganz gezielt einen Mitarbeiter aus Syrien aufnehmen wollen. Und zwar ganz konkret als Zeichen des gesellschaftlichen Engagements. Peyman kam ohne Deutschkenntnisse nach Österreich und war in der Schule nicht der beste. Wir achten aber darauf, was jemand handwerklich mitbringt, wie er als Person ist und ins Team passt. Wir haben uns um Nachhilfelehrer umgesehen und ihn als Team gezielt gefördert. Das war eine echte Erfolgsgeschichte – denn Peyman hat die Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung bestanden.

Suchst du auch gezielt nach Quereinsteigern?

Nicht gezielt, aber Umsteiger nehmen wir deshalb immer gerne, weil die im Regelfall ganz genau wissen, was sie wollen. Wichtig ist uns nur, dass sie unabhängig vom Alter auch die Berufsschule besuchen. Denn ein Mitarbeiter, der gut ausgebildet ist, bringt dem Unternehmen immer deutlich mehr – auch wenn er als Facharbeiter mehr kostet, das macht sich auf jeden Fall bezahlt!

INTERVIEW NORBERT HINTERSTEININGER FOTOS GartenZauner