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Gibt es ein Müllproblem im Galabau?

Die Fragestellung selbst mutet eigentlich grotesk an – warum sollte die grüne Branche ein Müllproblem haben? Doch auch bei den Profis mit dem grünen Daumen ist der Müllberg in den letzten Jahren kontinuierlich angewachsen. Verpackungen, Plastikabfälle, aber auch chemische Hilfsmittel und ebensolche Rückstände etc. erfordern ein sorgfältiges Management, um die Umweltbelastung zu minimieren. Doch allem voran sind Aufklärung und Bewusstseinsbildung bei allen Beteiligten das Gebot der Stunde, darin waren sich alle Teilnehmer unserer Expertenrunde einig.

Zunächst wurde das Themenfeld abgesteckt und die drängendsten Bereiche von Verpackung bis zu Plastikabschnitten gesammelt. Vor allem die Verpackung mache ein enormes Volumen aus, war man sich in der Runde sicher und stelle ein wachsendes Problem dar, das erhebliche ökologische Auswirkungen habe. Eine Vielzahl von Verpackungen, um Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel, Pflanzen etc. zu transportieren und zu lagern bestehen zum überwiegenden Teil aus Kunststoff, der nur sehr schwer abbaubar ist und somit massiv zur Umweltverschmutzung beiträgt. Zudem seien mittlerweile sogar Natursteinpaletten in Schrumpffolie verpackt und in Plastik eingeschweißt.

 

Sichtbarstes Zeichen des Plastikmülls aber sind die Pflanztöpfe selbst. Wie ließe sich dieses Problem vermeiden? Zunächst könnte ein System der Kreislaufwirtschaft angedacht werden. Doch damit stünde man vor einer gewaltigen Aufgabe, weil verschiedene Formen und Größen auf dem Markt wären, entsprechend viele verschiedene Maschinen (von der Produktionsmaschine bis zur Eintopfmaschine) im Einsatz seien, selbst die Lagersysteme unterschiedlich, also auf die verschiedenen Formen und Größen hin optimiert seien – alles in allem prinzipiell machbar, aber ein Mammutprojekt! Fraglich bliebe, ob der dadurch realisierbare Vorteil, den Aufwand rechtfertigen würde. Schließlich müsste auch der Ressourceneinsatz für das Transportieren, Sammeln, Sortieren, Reinigen und Desinfizieren der Töpfe einberechnet werden. Wenn man darüber hinaus bedenkt, dass aktuell in der Produktion der Töpfe ein Maximalgrad an Einsparung von Kunststoff realisiert ist, dass die Töpfe also kaum noch dünnwandiger produziert werden können, dem gegenüber aber ein Topf in einem Kreislaufsystem deutlich stabiler, das bedeutet auch mit höherem Kunststoffverbrauch, produziert werden müsste, dann scheint der Vorteil einer Kreislaufwirtschaft zumindest fragwürdig zu sein. In jedem Fall verlange der Gedanke nach einem umfassenden und nachhaltigen Berechnungsmodell, in dem alle diese Parameter berücksichtigt werden müssten. Auf jeden Fall müsste man alle wichtigen Akteure der gesamten Produktionskette an einem Tisch versammeln und mit ihnen gemeinsam an einer Strategie arbeiten. Dafür brauche es aber vor allem den politischen Willen, dieses Thema anzugehen. Doch hier fehlt ganz sicher das Bewusstsein für die Gesamtzusammenhänge, man müsse also sicherlich zunächst intensive Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying bei Entscheidungsträgern betreiben. Vielleicht könnte in einem ersten, auch nicht unwesentlichen Schritt, generell nur noch mit recycletem oder abbaubarem Material produziert werden? Hier müsste dann je nach Kultur, die gezogen werden soll, entsprechend differenziert werden. Manche Pflanzen, wie beispielsweise Paradeiser oder andere Kurzkulturen, können natürlich in biologisch abbaubaren Töpfen gezogen werden. Bei Stauden oder Sträuchern, die über Saisonen hinweg eingetopft bleiben, müsste dann auf einen Recyclingrohstoff zurückgegriffen werden.

 

Ein deutlich stärkerer Hebel sei vermutlich in der Verpackung zu finden. Vor allem Verbundstoffe seien oft unnötig und für die Abfallwirtschaft problematisch. Auch die oftmals unnötige Kombination von Drahtgittern, Plastikfolien und anderen Kombinationen für die Stabilisierung und Verpackung der Produkte sei meist völlig unnötig und verursache dennoch ein großes Volumen an Müll.

Was aber kann jeder einzelne Galabaubetrieb zur Müllvermeidung tun?

Dazu sei auf jeden Fall einmal Bewusstseinsbildung nötig. Man müsse auf den Einkauf einwirken, damit auf Wiederverwendung und Abfallreduktion Rücksicht genommen wird. Müll lässt sich sicher nicht vollständig vermeiden. Aber wenn schon Müll gekauft werden muss, dann kann durch die Implementierung betriebsinterner Recyclingprogramme sowie durch die Wiederverwendung von Materialien und Produkten sichergestellt werden, dass Kunststoffabfälle reduziert werden.

 

Ein Aspekt, der auf den ersten Blick als Kleinigkeit erscheint, in der Gesamtschau aber auch zum Problem werden kann, sind die Etiketten auf den Pflanzen. Nun mag das für den Konsumentenmarkt nötig sein, aber für die Profis sollte es völlig ausreichen, wenn die wichtigsten Informationen auf dem Pflanzentopf aufgestempelt werden. Auch die Option, Pflanzen überhaupt ohne Etikett geliefert zu bekommen, sollte möglich sein.

 

Bei vielen anderen Themen, wie beispielsweise bei den Wurzelsperren und Wurzelvliesen, ist primär Aufklärungsarbeit nötig. Denn diese Vliese seien über weite Strecken völlig sinnlos, oftmals für die Entwicklung der zu schützenden Pflanzen kontraproduktiv und zudem wirkungslos, weil das Unkraut sich über Flugsamen ohnehin über dem Vlies ansiedelt. Es gebe nur wenige Pflanzen (wie beispielsweise Bambus) und wenige Einsatzgebiete (wie zum Schutz von Leitungen im Straßen- und Wegebau oder zur Stabilisierung des Bodens), wo sich der Einsatz rechtfertigen lasse. Hier könne vor allem in vorausschauender Städteplanung optimiert werden, dafür sei aber wieder Bewusstseinsbildung – in diesem Fall bei den Planern nötig. Für alle anderen Einsatzbereiche von Vliesen gebe es heute meist schon sinnvolle Alternativen. Beispielsweise in Schafschurwolle oder in Papier eingearbeitete Pflanzensamen, die den nackten Boden abdecken, die Pflanzen wachsen lassen und dann abgebaut werden können. Was die Befestigung von Flächen anbelangt, vom Fertigrasen mit eingearbeiteten Drahtgeflechten bis zur Versiegelung von Wegen und Terrassen, sei ebenso Aufklärungsarbeit nötig. Auch für den Einsatz von Wasserspeichergranulat auf Polymerbasis gibt es Alternativen, man müsse diese nur publizieren und sowohl die Konsumenten als auch die Galabauer konsequent darüber aufklären.

 

Schließlich gebe es noch das Problem mit Kleinplastikteilen, von den Schnüren der Rasentrimmer bis zu den Abschnitten, Spänen und Resten bei der Montage von Unterflurbewässerungssystemen. Oftmals gibt es zudem gleichwertige Alternativen ohne Kunststoff. Auch hier sollte man – und das kann auch als Konklusio zusammengefasst werden – auf Aufklärung und Weiterbildung setzen.

TEXT Norbert Hintersteininger FOTOS Julian Funk, Istock