Lebendige Mauern – Stein für Stein mehr Vielfalt im Garten

Lebendige Mauern
19. September 2022

Für manche ist sie bloß eine Anhäufung alter Steine, für andere ein Hort der Biodiversität: die Trockenmauer. Steinmauern waren schon in der Jungsteinzeit ein wichtiger Teil unserer Natur- und Kulturlandschaft. Ihre Besonderheit beruht auf der „trockenen“ Bauweise, bei der die Steine lose, ohne Zugabe von Mörtel aufeinandergeschichtet werden. Die so entstandenen Zwischenräume bieten vor allem Insekten, Reptilien, Amphibien und Pflanzen ein Zuhause.


Mauerblümchen & Co eine Chance geben

Genauso wie Hecken, Totholzhaufen oder Wildblumenbeete sind Trockenmauern ein wichtiges Strukturelement im naturnahen Garten. Pflanzenarten der Fels- und Gerölllandschaften sind perfekt an die rauen Standortbedingungen einer Trockenmauer angepasst. In behaglichen Blumenbeeten würden sie von anderen Pflanzen verdrängt werden. Mit nur wenig Aufwand können auch Sie Mauerblümchen und Co Ihre Aufmerksamkeit schenken und Raum für mehr Leben schaffen!

Eine Trockenmauer anlegen

Wie jedes andere Bauwerk, braucht auch eine Trockenmauer eine solide Grundlage. Dafür wird ein ca. 30 cm tiefes Fundament gegraben, mit Schotter oder Kies befüllt und mit Stampfer oder Rüttelplatte verdichtet. Zum Aufschichten der Mauer eignen sich am besten plattenartige oder als Brocken geformte Natursteine. Beim Legen der Steine sollten bewusst Hohlräume ausgespart werden. Hier können sich später Eidechsen, Käfer und andere Tiere verstecken. Geduldige Gartenbesitzer können nach der Mauererrichtung der Natur freien Lauf lassen und auf die selbständige Besiedelung von Pflanzen warten. Eifrige wiederum können schon beim Aufschichten der Steine standortangepasste und heimische Pflanzen einsetzen oder deren Samen einsäen.

Pflanzen für schattige Standorte

Ähnlich wie die menschlichen Mauerblümchen am Tanzparkett, steht auch das Mauerblümchen alias Zimbelkraut im Garten nicht gerne allein im Rampenlicht. Mit ihrem flächigen Wuchs bilden Gänsekresse und die Zwerg-Glockenblume prächtige weiße bzw. violett blühende Teppiche. Sehr hübsch macht sich auch der Gelbe Lerchensporn, der von Mai bis September blüht. Die verschiedensten Farne bringen auch in trüben Jahreszeiten einen Klecks Farbe in den Garten.

Ein zu Hause für Sonnenanbeter

Wie schon der Name verrät, sind die gelb blühenden Sonnenröschen wahre Freunde der Sonne und gedeihen auf trockenen und kalkhaltigen Standorten. Auch das Immergrüne Felsenblümchen wächst gut auf Kalkgestein und strahlt mit seinen goldgelben Blüten ab März zum Frühlingserwachen. Auf kalkarmen Gestein bietet sich die Auspflanzung von Heidenelken an, die von Juni bis September mit ihren rosa Blüten bezaubern. Überlebenskünstler wie der Scharfe Mauerpfeffer und der Weiße Mauerpfeffer sollten auf keiner sonnigen Trockenmauer fehlen. Mit der Auspflanzung von Dost und Kriechendem Thymian können Sie eine wahre Bienen und Tagfalterweide schaffen. Aber nicht nur Insekten werden Sie mit Ihrer Trockenmauer begeistern, auch andere Tierarten werden dort ein exklusives Zuhause finden.

Ein Garten Eden für Insekten, Reptilien und Amphibien

Die zahlreichen Ritzen und Nischen einer Trockenmauer sowie das vielfältige Nahrungsangebot sind für wärmeliebende Insekten und Reptilien eine Unterkunft in einem All-inclusive Resort. So können sich Wildbienen am Nektar und Pollen der Mauerpflanzen laben und unmittelbar daneben geeignete Nistplätze finden. Auch Eidechsen sonnen sich gerne auf den Steinen und können ihre Eier in den Hohlräumen zwischen den erwärmten Steinen ausbrüten, wohingegen nachtaktive Amphibien oder Asseln sich tagsüber in den dunklen und feuchten Mauerspalten verstecken können, um nachts auf die Jagd zu gehen. Zauneidechse, Wildbiene und Co. werden es Ihnen danken, wenn sie eine Trockensteinmauer mit heimischen Pflanzen in Ihrem Garten vorfinden. Als Belohnung können Sie die Tiere beim Sonnenbaden, beim Pollensammeln oder Anlegen ihres Nestes beobachten.