Pools in Zeiten der Wasserknappheit
Pools sind in die Kritik geraten und werden kontrovers diskutiert. Einerseits sind Schwimmbäder ein Ort der Erholung, des Sports und der Freizeitgestaltung, andererseits werden immer öfter Vorwürfe und Argumente gegen das Errichten privater Anlagen erhoben. Diese konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Themen Wasserverbrauch, Wasserverschmutzung, Bodenversiegelung sowie den Konkurrenzdruck zu öffentlichen Bädern, denen damit auch die Besucher abhanden kommen. Wie diese Diskussion einzuordnen ist, was tatsächlich dran ist an den Einwänden und welche Gegenargumente ins Treffen geführt werden können, darüber haben wir mit Experten und Partnern des Verbandes in Langenlois gesprochen.
Viele der Vorwürfe seien ganz einfach falsch und es würde eine Reihe von Gegenargumenten geben, da sind sich die Gesprächsteilnehmer einig. Allen voran hätte die österreichische Interessenvertretung der Hersteller und Händler von Schwimmbädern und Saunaeinrichtungen (ÖVS) eine Initiative gestartet, um Argumente und Gegenargumente zu sammeln und Aufklärungsarbeit zu leisten. Insbesondere sei man mit verschiedenen universitären Einrichtungen im Gespräch, arbeite gemeinsam an wissenschaftlichen Studien und führe auch gezielt Gespräche mit dem österreichischen Wasserverband (ÖVGW). Dieser bestätige glaubwürdig, dass wir in Österreich kein Problem mit der Trinkwasserversorgung haben, dennoch würde man sich wünschen, dass die Poolbefüllung koordiniert ablaufen und nicht jedes Becken zeitgleich aufgefüllt werden solle. Eine Studie wurde bereits in Zusammenarbeit mit der Universität Graz fertiggestellt, die zu dem Ergebnis kommt, dass Chlor das beste Mittel zur Wasserpflege ist. „Innerhalb von 48 Stunden wird das Chlor aus einem gut gepflegten Pool abgebaut“, erläutert Johann Poinstingl das Ergebnis, das auch von der BOKU bestätigt worden sei. Das Wasser dürfe ganz einfach nicht mehr als 0,05 mg Restchlor enthalten, dann könne man das Wasser ganz einfach zum Gießen des Gartens verwenden. Genau darum sei Aufklärung das zentrale Thema schlechthin. Es würde auch keinen Vorteil bringen, wenn das Wasser mehrere Jahre im Pool verbleibe, da das Wasser nicht verbraucht, sondern bloß gebraucht werde. Wirklich problematisch hingegen seien die Unmengen an Algiziden, die vor allem in Billigbecken zum Einsatz kämen. Gerade die günstigen Pools, die sowohl im stationären Handel und auch online erworben werden können, hätten deutlich unterdimensionierte Filteranlagen. Damit das Wasser in diesen Becken nicht kippe, kämen enorme Mengen von Algiziden zum Einsatz. Diese aber würden ein echtes Problem für die Umwelt darstellen. Es sei also ganz entscheidend, dass man angemessen und differenziert an die Sache herangehe.
Das Stichwort „Billigpool“ sorgte übrigens für einen sehr engagierten Gesprächsverlauf, denn kaum jemand hätte die damit verbunden Probleme auf dem Radar. Schließlich stelle nicht nur der erhöhte Einsatz von Chemie ein echtes Problem dar, sondern die billigen Pools selbst!
Die meisten Konsumenten seien langfristig mit diesen günstigen Planschbecken unzufrieden und würden schon nach ein, zwei Saisonen diese Aufstellbecken entsorgen und gegen eine hochwertigere Anlage tauschen. Damit würde aber nichts anderes als ein Müllproblem geschaffen. Auch hier wäre Aufklärungsarbeit nötig, denn in der heutigen Zeit könne es doch nicht angehen, dass selbst ein Pool zum Wegwerfartikel verkomme. Das Problem aber sei auch hier, dass die entsprechende Beratung der Kunden meist ausbleibe. Marcel Kreitl vergleicht dies mit den Auflagen beim Pflanzenschutz: „Während wir als Profis genau wissen, wie Pflanzenschutzmittel gefahrlos aufgebracht werden können, darf man als privater Gärtner die entsprechende Chemie unkontrolliert kaufen und diese ohne das nötige Fachwissen aufbringen.“ Information über Wasserpflege und eine ordnungsgemäße Anwendung von Poolchemie sei das Gebot der Stunde.
Technische Innovationen nutzen
Auch technisch gäbe es heute sehr viele Möglichkeiten einer einfachen und zugleich wirksamen Wasserpflege. Neueste Pumpen- und Filtertechnologie würde nicht nur Energiekosten senken, sondern auch für eine effektive und auch effiziente Wasserpflege sorgen. Natürlich würden diese Geräte etwas teurer sein, aber mit einfachen Rechenmodellen könne man den Kunden erklären, welche Einsparungen diese Innovationen für sie langfristig bedeuten würden – ganz abgesehen vom Komfort und der Benutzerfreundlichkeit, die damit gewährleistet würde. Ein erstes Zwischenergebnis der Diskussion lautet also: aufklären und informieren, keine Algizide verwenden und technisch hochwertige Geräte einsetzen.
Die eigentliche Wasserverschwendung
Kunden, die für das Thema Wasserverbrauch sensibilisiert seien, könnten auf das Thema Regenwassernutzung aufmerksam gemacht werden. Auch hier gäbe es sinnvolle Möglichkeiten, den Verbrauch insgesamt zu reduzieren und zugleich bei der Errichtung einer Poolanlage eine sinnvolle und nachhaltige Ergänzung zu platzieren. Damit würde man nicht nur Wasser sparen, sondern auch den Folgen von Starkregenereignissen entgegenwirken. Diese Art der kompetenten Beratung können und dürfen Kunden von professionellen Pool- und Teichbauern erwarten. Und was das Thema Wasserverbrauch anbelange, müsste das Thema ganz grundsätzlich angepackt werden. Denn der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf in Österreich belaufe sich auf etwa 150 Liter am Tag. Der Großteil davon wird in der Toilette runtergespült. Ein Pool macht im Vergleich dazu einen überaus geringen Anteil aus. Wenn man dann auch noch den durchschnittlichen Wasserverbrauch in einem österreichischen Wellnesshotel von rund 600 Liter pro Kopf und Tag (laut ÖVGW) berücksichtigt, erscheint der Pool in einem ganz neuen Licht. Was den Vorwurf der öffentlichen Bäder betreffe, herrsche hier eine Verwechslung von Ursache und Wirkung vor, ist sich Manuel Mair sicher. Denn diese seien für die Gemeinden zu keiner Zeit rentabel gewesen. Aber erst aufgrund des enormen Spardrucks, der auch auf den Gemeinden laste, seien diese zur Schließung der Bäder gezwungen gewesen. Die Errichtung privater Pools sei also eigentlich die Folge der Bäderschließungen, nicht deren Ursache. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass immer weniger Kinder schwimmen können, dann bestehe natürlich auch hier ein direkter Zusammenhang und umso wichtiger sei es, unserem Nachwuchs wieder Möglichkeiten zum Schwimmenlernen zu geben.
Insgesamt sei, auch da sind sich alle Gesprächsteilnehmer einig, die Politik gefordert, nicht nur einen differenzierten und ausgewogenen Blick auf die Thematik zu werfen, sondern auch die absehbare Entsorgung von Billigprodukten durch ein ARA-System zu besteuern sowie durch entsprechende Förderungen sinnvolle und nachhaltige Lösungen zu unterstützen.
Die Natur als Ziel und Vorbild
Egal ob Naturpool, Teich oder konventionelles Pool – jede gut gebaute Anlage wird die natürlichen Bedingungen nachzuempfinden versuchen. Das bedeutet, es wird Filterzonen, gezielte Wasserbewegung und minimalen Chemieeinsatz geben und die Nasszone im Garten wird damit zu einem echten und natürlichen Refugium werden. Dazu braucht es nicht nur gut ausgebildete Galabauer, sondern diese müssen auch bereit sein, ihr Wissen, das als Beratungswissen auch einen verrechenbaren Wert darstellt, zur Aufklärung der Konsumenten einsetzen. Wasser ist das Element des Lebens, das im Garten gezielt für kleinklimatische Effekte genutzt werden kann.
Entscheidend ist, dass Poolbauer und Gartengestalter intensiv zusammenarbeiten, um die vollen Vorteile zu realisieren. Nur durch diese Kooperation können all die positiven Effekte eines Pools oder Teichs, wie ökologische Vielfalt, ästhetische Bereicherung, Erholungsraum für den Menschen und Verbesserung des Mikroklimas im Garten, vollständig genutzt werden.
TEXT Norbert Hintersteininger FOTOS Julian Funk