Was tragen die Galabauer zur Energiewende bei?
Der grundlegende Wandel in der Energiepolitik hin zu nachhaltigen, umweltfreundlichen und erneuerbaren Energiequellen ist das erklärte Ziel der proklamierten Energiewende. Fossile Brennstoffe sollen durch Wind-, Solar- und Wasserkraft ersetzt werden, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und den Klimawandel zu bekämpfen. Diese Transformation erfordert Innovationen und Investitionen sowie eine bewusste gesellschaftliche Veränderung hin zu energieeffizientem Verhalten. Wir haben in einer engagierten Runde disktutiert, was die Galabauer dazu beitragen können.
Es stellt sich ganz generell die Frage, welche Möglichkeiten die Galabauer überhaupt haben. Grundsätzlich gibt es vier übergeordnete Bereiche, in denen sie an der Energiewende mitwirken können: mit der Energieeinsparung und der Reduktion fossiler Brennstoffe in ihrem eigenen Unternehmen, mit den Produkten, die eingesetzt werden, mit den Dienstleistungen und deren Energiebilanz, die sie anbieten und ausführen und zu guter Letzt in den Beratungsleistung und dem Portfolio, mit dem sie ganz gezielt nachhaltige Leistungen anbieten. Eine besonders effiziente Möglichkeit besteht darin, mit Pflanzen für die Beschattung von Gebäuden, Straßen und Freiflächen zu sorgen. Gerade dieses, dem Garten- und Landschaftsbau ureigenstes Angebot an den Markt ist in seiner gesamten Trag- und Reichweite kaum in den Köpfen der Menschen angekommen. Pflanzen schaffen schon in Kleinstbiotopen ein Mikroklima, das sich positiv auf die Umgebungstemperatur auswirkt. Zugleich produzieren diese Pflanzen Sauerstoff, binden CO2 und filtern Staub. Diese originäre Dienstleistung der Galabauer kann ganz wesentlich zur Energieeinsparung beitragen.
Entscheidend ist auch der Einsatz von klimaschonenden und energieeffizienten Rohstoffen. Beton beispielsweise verbraucht nicht nur enorm viel Energie, sondern zubetonierte Flächen verschärfen die negativen Auswirkungen der Erderwärmung drastisch. Wobei die Runde auch Wert darauf legt, dass der Baustoff nicht grundsätzlich zu verbannen, sondern intelligent einzusetzen sei. Beispielsweise können Rasensteine, innovative Verbundstoffe und andere technologische Weiterentwicklungen das Problem zum Teil radikal entschärfen. Es komme auf eine differenzierte Betrachtung an. Denn technische Neuerungen und innovative Produkte hätten meist auch ihren Preis und den müsse man auch an den Endkonsumenten weitergeben können, ist sich die Runde einig. Doch dieser Mehrpreis sei eigentlich nur ein scheinbar höherer Preis, denn beispielsweise stünden den höheren Errichtungskosten für eine begrünte Fassade deutlich geringere Energieaufwände zur Kühlung des Gebäudes gegenüber. „Dafür gibt es bereits Rechnemodelle“, erläutert Christian Oberbichler, „die Universität für Bodenkultur oder Grünstattgrau haben sich – wie viele andere Einrichtungen auch – genau dieses Themas angenommen.“ Diese rein rechnerischen Gegenüberstellungen würden auf jeden Fall im Verkauf helfen. Außerdem müssten ergänzend dazu die vielen Vorteile unterstrichen werden: regionaler Einkauf heimischer und hochwertiger Produkte, kurze Transportwege etc. seien Argumente, die einen an sich schon bemerkenswerten Return on Invest unterstützen können.
Viele Möglichkeiten stünden uns heute schon zur Verfügung. Und es sei natürlich erstrebenswert, dass sich der GALABAU Verband und damit die Mitgliedsbetriebe dieses Themas aktiv annehmen würden. Einen ersten Schritt in diese Richtung geht der Verband auch schon, indem er beim GALABAU Award die Kategorie „nachhaltiges Wirtschaften“ eingeführt hat. Die Frage ist, was einem breiten Engagement aller Mitglieder im Weg steht. Der Zeitgeist würde der grünen Branche auf jeden Fall enormen Rückenwind bescheren. Was also ist zu tun?
Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Weiterbildung
Ein Problem sei die Beharrlichkeit mancher Unternehmer und deren Unaufgeschlossenheit dem Neuen gegenüber. Dabei könnten gerade energieeinsparende und zugleich klimaschonende Maßnahmen das Geschäft beflügeln. Hinzu komme in manchen Fällen ein verblüffendes Ausmaß an Unwissen, gepaart mit einer großen Angst vor Reklamationen. Viele würden zudem fürchten, dass sie öfter zu einem Kunden fahren müssten, weil dieser unsicher in der Anwendung und Pflege sei. „Es braucht also eine breit angelegte und zugleich tiefgreifende Bewusstseinsbildung“, schlussfolgert Marcel Kreitl, „damit die Galabauer erkennen, welches enorme wirtschaftliche Potential in nachhaltigen und wirklich grünen Maßnahmen steckt.“ Klaus Gubi pflichtet dem bei und ergänzt: „Wir brauchen auch ein starkes Netzwerk, weil wir uns im Austausch auch gegenseitig auf dem neuesten Stand halten können.“ Beides seien klassische Verbandsthemen und sollten bei der bevorstehenden Generalversammlung angesprochen und gezielt ins Jahresprogramm aufgenommen werden. Die Runde einigt sich sehr rasch auf dieses Ziel. Denn neben der Bewusstseinsbildung und der nötigen Aufklärung der Galabauer selbst sei es wichtig, diese dazu zu motivieren, ihre Mitarbeiter auf Produktschulungen, Verarbeitungslehrgänge und andere Weiterbildungsveranstaltungen zu schicken. Nur so könnten sie auch die Sicherheit gewinnen, um den Mehrwert neuer Produkte und Anwendungen zu erkennen und Innovationen ins eigene Sortiment aufzunehmen. Es bräuchte parallel dazu Lobbyarbeit bei Multiplikatoren und die Aktivierung der entsprechenden Ressourcen in dem bereits bestehenden Partnernetzwerk. Als dritte Stoßrichtung gilt eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit und der Gang zu den verschiedensten breitenwirksamen Medien, auch um den Endkunden aufzuklären und so für eine breite Nachfrage zu sorgen.
Insgesamt einigt sich die engagierte Diskussionsrunde auf das Bekenntnis und den Willen, gezielt Aufklärungsarbeit zu betreiben und in Hinkunft das bereits bestehende Netzwerk zu vertiefen und Netzwerktreffen konsequent mit Weiterbildungsangeboten zu verknüpfen.
TEXT Norbert Hintersteininger FOTOS Alexander Pfeffel, Adobe