Wilde Plätze für wilde Bienen

Wilde Plätze für wilde Bienen
11. Juli 2022

Die etwas mehr als 700 in Österreich beheimateten Wildbienenarten besiedeln vor allem strukturreiche Grünflächen.


Die etwas mehr als 700 in Österreich beheimateten Wildbienenarten besiedeln vor allem strukturreiche Grünflächen. Aufgrund ihrer vielfältigen und artspezifischen Ansprüche reichen die vom Menschen zur Verfügung gestellten Nisthilfen allein leider nicht aus, um eine große Wildbienenartenvielfalt im eigenen Garten zu erreichen.

Mit verschiedenen Gartengestaltungselementen wie Naturwiesen, heimischen Wildpflanzen, ganzjährig blühenden Staudenbeeten, Trockenmauern, Totholzelementen, „wilden Ecken“, Steinhaufen, Sandarien, Wasserquellen usw. kann man ihnen gezielt unter die Flügelchen greifen und ihre Bedürfnisse erfüllen. Denn die Weibchen brauchen ganz generell nicht nur genügend geeignete Kleinstrukturen für den Nestbau, sondern auch ausreichend viele heimische Pflanzen in der näheren Umgebung als Pollen- und Nektarquelle für ihren Nachwuchs.

Die Lebensweise der faszinierenden Brummer ist sehr divers. Die meisten Wildbienenarten sind Bodennister und benötigen schütter bewachsene, sonnige Bodenstellen, in welche sie ihre Nester graben können. Sonnenexponierte Sandarien, Schotterwege oder Rasengitter- und Trittsteine mit unbetonierten, sandigen Fugen sind eine großartige Möglichkeit, den Tieren ein Zuhause im eigenen Garten zu geben. Andere wiederum graben ihre Nester in den weichen Mörtel einer Trockenmauer, nutzen Käferfraßgänge in morschem Totholz oder bewohnen Hohlräume in leeren Schneckenhäusern oder in markhaltigen Stängeln von Brombeeren, Königskerzen und Co. Sie alle benötigen unterschiedliche Nestbaumaterialien (Pflanzenhaare & -öle, Lehm, Steinchen, Blattstücke usw.) und natürlich auch Nahrungsquellen. Aufgrund ihrer zum Teil starken Spezialisierung sind vor allem heimische Pflanzen besonders wichtig. Pflanzenfamilien wie Korbblütler, Schmetterlingsblütler, großblütige Kreuzblütler und Lippenblütler spielen eine wichtige Rolle in der Wildbienendiät.

Am einfachsten erreicht man ein buntes Blütenmeer mithilfe einer Naturwiese. Der beste Standort für die heimischen Saatgutmischungen ist sonnig, frei von Gehölzen und besitzt einen nährstoffarmen Boden.

Der Pflegeaufwand ist sehr gering und zeitsparend, da keine Dünger oder Herbizide benötigt werden. Naturwiesen stellen vor allem für spezialisierte Wildbienenarten eine reiche Nahrungsquelle dar. Oft werden jene Pflanzen mit Herbiziden vernichtet, von denen die Wildbienen abhängig sind. Außerdem müssen Naturwiesen nur ein- bis zweimal im Jahr (Juni und September) gemäht werden, was wiederrum den Insekten zugute kommt. So werden bestehende Wildbienenbruten nicht zerstört und es bleiben genügend Nahrungsquellen erhalten.

Vor allem „wilde Ecken“ sind eine großartige Möglichkeit, Naturgartenelemente wie Totholzstapel, Steinhaufen, Trockensteinmauern, Wildblumen und Hecken zu vereinen. Sie werden in einem sonnigen Gartenbereichen angelegt und anschließend sich selbst überlassen. Mähen, zurückschneiden, mulchen usw. ist hier nicht nötig. Wer es etwas geordneter mag, kann die natürlichen Ecken in einem definierten und abgegrenzten Gartenbereich anlegen. So bleibt zwar die Ordnung im Garten erhalten, aber Wildbienen profitieren trotzdem ungemein davon.

Auch Bienen sind durstig und benötigen Flüssigkeit. Um den Tieren Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, kann eine flache Schale mit Moos, Steinen und Ästen ausgestattet und mit Wasser gefüllt werden. So finden durstige Wildbienen Sitz- und Ausstiegsmöglichkeiten, sollten sie einmal ins Wasser fallen. Wildbienen können vom zeitigen Frühjahr bis hin zum Spätherbst fast überall angetroffen werden: auf trockenen Felshängen, in Brachen, lichten Wäldern, Hausgärten und sogar im Grünstreifen am Straßenrand. Bereits die kleinste Grünfläche, egal ob Balkon, Terrasse oder Garten, kann für Wildbienen ein Refugium in unserer zunehmend geordneten Landschaft darstellen. Dies kann einen enormen Unterschied für das Leben und Überleben einer Art bedeuten. Und nicht vergessen: Je diverser ein Lebensraum ist, umso mehr Arten können in ihm leben!